Heute beginnt die große Fastenzeit – darunter wird in der Kirche die vierzigtägige Wanderung verstanden, bei der Christinnen und Christen den Erlöser auf seinem Weg zum Tod am Kreuz begleiten. Unsere Reise mit dem Mensch und Körper gewordenen Gott fängt heute an. Wir hören seinen Aufruf, der zu Beginn seiner Verkündigung erklang: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Martin Luther sagt in seiner ersten These: „Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht ´Tut Buße´, hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.“ Und ferner sagt er, dass das Fasten ein äußerliches Merkmal der Kirche sei.
Wir bekennen unsere Sünden, alles, was uns von Gott und von den Mitmenschen trennt. Wir haben auf unsere Körperlichkeit nicht genug geachtet – jetzt staunen wir, dass sie von Gott so sehr geschätzt war, dass er sein schöpferisches Wort, seine rettende Nachricht in sie kleidet. Wir haben versucht, mehr zu sein, mehr zu erscheinen als leibliche Menschen. Wir haben andere unterdrückt, stummgestaltet, unseren Blick abgewendet, als ob wir alle nicht von einem Fleisch wären. Wir haben uns ängstlich abgesondert, auch von unserer eigenen Körperlichkeit. Wir haben unseren Leib vernachlässigt, seine Signale nicht ernst genug genommen, uns eher betäubt, als mit unserer Körperlichkeit nüchtern zu konfrontieren. Wir bekennen unsere Sünden mit den Worten des Confiteors (EG 786.2):
Liturg: „Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen…“
Spendung des Aschenkreuzes
Heute empfangen wir das Zeichen des Kreuzes aus Asche. Dies ist eine jahrtausendealte Tradition in der Kirche. Das Kreuz steht für das Innehalten, es ist immer eine Zäsur während der Wanderung. Auf dem Friedhof, auf einem Grabstein markiert das Kreuz das Ende. Für uns Christinnen und Christen jedoch hat es immer eine verborgene Hoffnung inne: Die Geschichte geht unerklärlicherweise doch weiter.
Erinnere dich: Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.
Meditation
Ich möchte heute, am Anfang des vierzigtägigen Weges nach Golgatha, meiner Körperlichkeit gegenüberstehen. Ich möchte mich mit ihr versöhnen. Ich möchte sie ernster nehmen.
Ich nehme meine Begrenztheit in meiner Körperlichkeit wahr.
Ich bin in Zeit und in Raum begrenzt. Ich möchte mich in Geduld vertiefen. Ich kann nicht überall präsent sein, und die Tage meines Lebens sind nicht unendlich. Ich möchte mit all´ meinen Kräften und mit meiner ganzen Achtsamkeit im Hier und Jetzt gegenwärtig sein.
Ich nehme meine Verwundbarkeit wahr.
Ich bin gebrechlich, ich brauche Zeit zum Rückzug, zum Aufladen. Es gibt auch Narben und Mängel auf meinem Körper, die nicht heilbar sind – Erinnerungsmale des kurvigen Weges meiner Vergangenheit. Ich möchte Demut lernen und mich im Erkenntnis vertiefen: ich bin in meinem Leben auf die Hilfe meiner Mitmenschen, auf die Gnade meines Gottes angewiesen.
Ich nehme meine Fehlbarkeit wahr.
Ich bin Mensch wie die Anderen. Ich mache Fehler, bin manchmal zu schnell, manchmal zu langsam. Meine Urteilskraft, meine Gedanken, meine Entscheidungen sind bruchstückhaft. Was heute als Wahrheit verkündet wird, wird morgen bereits überschrieben sein.
Ich möchte mich in der selbstlosen Liebe vertiefen, und die Scherben dieser Liebe in meinem Leben erkennen – denn sie weisen auf etwas hin, die über meine Grenzen hinausgeht.
Ich möchte heute meiner Körperlichkeit gegenüberstehen. Ich bin Staub: begrenzt, verwundbar, fehlerhaft. Ich möchte sie, ihre eindeutigen und kaum vernehmbaren Regungen immer genauer wahrnehmen. Durch mein Fasten strebe ich danach, die Mauern abzubauen, die mich am Erleben der eigenen Körperlichkeit hindern. Ich bin Staub, aber Gott hat diesen Staub gewählt, um seine Rettung in ihn einzuwickeln, in ihm zu verbergen. Die Erlösung Gottes flimmert heimlich in meiner Körperlichkeit.
Segen
Mögest du in dieser großen Fastenzeit
in deiner zerbrechlichen Körperlichkeit
tiefer eintauchen,
nicht mit ausbeuterischer Absicht,
sondern mit wundernder Ehrfurcht,
nicht als um sich herumdrehender Götzendienst,
sondern so, dass du merkst:
sie ist der Schauplatz des Erlösungswerks Christi.
Am 14. Januar 2023 war der Leipziger Dichter und Theologe Christian Lehnert zu Gast in St. Jacobi, um in einem Vortrag näher zu bestimmen, was liturgische Sprache auszeichnet und in welchem Verhältnis sie zur Poesie steht. Mehr als 100 Interessierte waren gekommen, um den assoziativen Denkbewegungen des Schriftstellers zu folgen. Der Suchbewegung nach dem unaussprechlichen Geheimnis Gottes verlieh Kantor Stefan Kordes kongenial Ausdruck am Klavier mit Musik von Scriabin und Ravel. Einem intellektuell inspirierenden Vortrag folgten ein manche Fragen vertiefendes Gespräch mit Pastorin Anna-Maria Klassen und eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum.
Einen ausführlicheren Bericht finden Sie in der nächsten Ausgabe des Kirchenmagazins "Kirche für die Stadt".
Die St. Jacobikirche war im 19. Jahrhundert in einem sehr maroden Zustand. Zeitweilig waren die Fenster im Winter so zugig, dass außer den Konfirmanden kaum noch jemand zum Gottesdienst kam. Dieser schwer erträgliche Zustand wurde zwischenzeitig nur provisorisch behoben. Erst eine umfangreiche Sanierung und Neugestaltung der Kirche 1899 - 1901 sorgte für eine dauerhafte Lösung.
In den ersten Überlegungen zu dieser Innenrenovierung war noch keine neue Verglasung vorgesehen. Doch der Kirchenvorsteher Alexander Freise wollte darauf auf keinen Fall verzichten und schlug vor, zumindest für die Altarraumfenster Stifter zu gewinnen. Nicht zuletzt seiner Beharrlichkeit (und der des Jacobipastors Karl Kayser) verdanken wir das Ergebnis: Die drei Fenster über dem mittelalterlichen Altar sind bis heute ein strahlender Blickfang in St Jacobi.
Doch nach 120 Jahren ist nun für 2023/24 eine Sanierung dieser Fenster notwendig, denn durch feine Risse regnet es durch, und Kantoreisängerinnen und -sänger auf dem Chorpodest klagen, dass es wieder mächtig durch die Fenster zieht. Im ersten Finanzierungsplan sind Kosten in Höhe von 220.000,- Euro veranschlagt. Ein Antrag auf Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist gestellt. Erste Überlegungen zur Gewinnung einer Fachbauleitung, die die Ausschreibung begleitet und die Arbeiten koordiniert und überwacht, sind im Gang.
Im Sommer 2023 soll es losgehen, auch wenn die Finanzierung noch nicht abschließend gesichert ist. Aber der Kirchenvorstand vertraut wie schon so oft auf die Göttinger Jacobifreunde und ihre finanzielle Unterstützung. Mehr zu den Möglichkeiten einer gezielten Spende finden Sie auf einem Infotisch in der Kirche.
Mehrere große Pfeifen sind aufgrund ihres Eigengewichtes eingeknickt und müssen begradigt und gesichert werden, damit die Orgel auch weiterhin für Gottesdienste und Konzerte zur Verfügung stehen kann.
Wir bitten Sie herzlich um Ihre Spende auf das Konto des Kirchenmusikfördervereins:
Unsere Kirche, auf die unsere Stadt stolz sein kann und deren Schönheitviele erfreut, braucht dringend Hilfe: Die bunten Fenster vorne im Chor, die nun über 100 Jahre alt sind, gehen kaputt,es regnet schon rein!
Bitte helfen Sie uns mit einer Spende, die teure Reparatur zu finanzieren. Zum Dank tragen wir Sie gerne in die Spenderliste ein. Helfen Sie mit, unsere Kirche für unsere Stadt zu erhalten. Förderverein St. Jacobi e. V. IBAN DE41 2605 0001 0000 1017 74 Stichwort CHORFENSTER
Wir müssen leider mitteilen, dass die Besteigung unseres Kirchturms nicht mehr möglich ist. Wie ein aktuelles Brandschutz-Gutachten ergeben hat, ist die Sicherheit der Besucher und Besucherinnen nicht gewährleistet. Im Fall eines Brandes im Turm wäre eine Rettung kaum möglich.
Der Kirchenvorstand hat daher entschieden, den Turm nicht mehr für den Publikumsverkehr zu öffnen. Wir bedauern diesen Schritt ausdrücklich, sehen aber derzeit keine andere Möglichkeit.
Matthias Löber (stellvertretener Vorsitzender des KV St. Jacobi)